GRAFFITI • 13 Cisco sprüht 1987 ein Window Down Panel auf eine S-Bahn. Foto: SHMH, Michael Timm an Mauern und Wänden auftauchten, Jugendliche nachts anfangs vereinzelt loszogen, sich zunehmend vernetzten und an zentralen Treffpunkten wie Jungfernstieg und Dammtorbahnhof Tipps und Erfahrungen austausch- ten. Einerseits Bürgerprotest, vor al- lem aber Spaß an der Verbreitung des Jugendkults rund um Hip-Hop und Graffiti, übergeschwappt aus den Me- tropolen der USA. Eine Subkultur mit eigenen Codes und Regeln entstand. Bis Ende der 80er die Öffentlichkeit aufmerksam wurde, Medien über Sprüher berichteten, Flächen zum Sprühen angeboten wurden, Museen und Galerien darauf einstiegen, das Phänomen wissenschaftlich unter- sucht wurde. Graffiti-Writer Kane mit Original Sprühdose aus den USA. Foto: SHMH, Oliver Hoppe Interessant dann zu sehen, wie An- fang der 1990er-Jahre die Stimmung umschlägt, Sprayer von Presse ange- prangert, von Behörden verfolgt, mit saftigen Bußgeldern bestraft werden, andererseits von Polizei und Ver- kehrsbetrieben Sprühflächen angebo- ten bekommen, um sie in die Legalität zu holen, den Dialog mit ihnen zu su- chen. Die Fronten aufweichen möchte zu der Zeit auch das Altonaer Muse- um, lässt als Überraschung Sprayer unter den Augen der Besucher Lein- wände gestalten. Mehrwert zur Ausstellung Heute, rund 40 Jahre nachdem die ers- ten bunten Bilder aufgetaucht sind, ist Graffiti nach wie vor umstritten, doch heimisch und ein spannendes Kapitel der Stadtgeschichte, bewies die Prä- sentation. Zwar ist sie Vergangenheit, auch weil das Museum für Hambur- gische Geschichte baulich und inhalt- lich eine Frischzellenkur bekommt, vorübergehend geschlossen ist. Doch sie hat Spuren hinterlassen: einen Ka- talog, ein Buch und eine multimedia- le App, die die Ausstellung mit realen Jace mit Breakdance Move, 1988 vor seinem Piece auf Kampnagel. Foto: SHMH, Jennifer Kauka Orten in der Stadt verbindet (s. Tipp). Und laut Pressesprecher Seeberg kann vielleicht sogar das eine oder andere Objekt für die neue, in Planung befind- liche Dauerausstellung übernommen werden. Infos und App Katalog „Eine Stadt wird bunt“, Fotos, Objekte, Texte der Ausstellung, Paperback, 144 S., 19,80 €. Buch „Eine Stadt wird bunt“, Text-Bild-Band mit über 1300 Fotos, umfassende Doku der Entstehung der Hamburger Graf- fiti-Szene, Hardcover, 560 S., 69,90 €, beides über Buchhandel und Online.